So langsam neigt sich das Jahr 2020 dem Ende und ich höre gelegentlich, dass es einige kaum erwarten können, dass dieses “schreckliche” Jahr endlich endet. War es wirklich so schrecklich und bestand es im wesentlichen aus Covid-19 und kuriosen Twitter-Meldungen des US-Präsidenten Trump?
Ich blicke mit Zufriedenheit auf das Jahr zurück und möchte Dich inspirieren ebenfalls einmal den Blick zurückzuwerfen. Welche neuen Wege hast Du eingeschlagen, um Deine Bedürfnisse in diesem Jahr zu erfüllen?
Januar
Ich erinnere mich noch genau als ich am 01. Januar 2020 mit Freunden in guter Laune mit einem Glas Sekt voller Zuversicht auf das neue Jahrzehnt anstieß. Die ersten Wochen verliefen erfreulich und ganz nach meiner Zufriedenheit. Ich entdeckte den Winterurlaub das erste Mal von einer ganz anderen Seite und genoss die Entspannung.
Februar
Im Internet kursierten erste Videos über ein neuartiges Killer-Virus. Die Darstellungen empfand ich so überzogen, dass ich dem ganzen erst gar keine Bedeutung bemessen wollte. Die Faschingszeit ging recht spurlos an mir vorüber und ich war zufrieden, dass mein Tagestraining zur “Empathischen Kommunikation” am 29. Februar 2020 in Hofheim noch durchgeführt werden konnte.
März
Doch plötzlich tauchten erste Fälle von Covid-19 Erkrankungen in Deutschland auf. Selbst zu diesem Zeitpunkt war ich nicht sonderlich erschrocken. Doch dann ging stiegen die Fallzahlen exponentiell und ich begann mich einzuschränken. Ich kapselte mich weitestgehend ab und begann Live-Kontakte weitestgehend einzuschränken, um meinen Beitrag zu leisten die Verbreitung zu stoppen. Die Menschen begannen Toilettenpapier zu hamstern, meine geplanten Trainings zu Empathischer Kommunikation und mein Vortrag über den Jakobsweg wurden abgesagt. Ich war einerseits frustriert und gleichzeitig froh, dass Maßnahmen ergriffen wurden die Verbreitung des Virus zu reduzieren. Am 23. März wurde eine Kontaktsperre verhängt. Um weiterhin zur empathischen Entwicklung beizutragen, bot ich die Übungsgruppe Online per Zoom an.
Es war zu beobachten, dass Homeoffice in vielen Unternehmen plötzlich möglich war und die Staumeldungen im Berufsverkehr rapide abnahmen. Der Himmel war frei von Kondensstreifen, da auch der Flugverkehr deutlich eingeschränkt wurde. Einerseits sorge ich mich um die bedrohten Arbeitsplätze und gleichzeitig bin ich zuversichtlich, dass Covid-19 einen gesellschaftlichen Wandel einleiten kann und neue Wege gefunden werden die ebenso zum Gemeinwohl beitragen.
April
Meine Osterfahrradtour vom Taunus ins Allgäu zu meiner Mutter fällt aufgrund der Ausgangsbeschränkungen flach. Das frustrierte mich, denn so habe ich mir in den vergangenen Jahren mein Bedürfnis nach Freiheit und Bewegung erfüllt. Dafür war ich froh einen gesellschaftlichen Beitrag zum Eindämmen der Pandemie zu leisten.
Für die Jahreszeit ist es bereits erstaunlich warm und es weitet mir das Herz das frische Grün in den Wiesen und Wäldern zu sehen. Mein Bedürfnis nach Bewegung erfülle ich mich durch ausgedehnte Spaziergänge und Radrunden in der näheren Umgebung. Die Temperaturen laden ein die Grillsaison zu eröffnen. Gemeinschaft mit Freuden nur im engen Kreis ermöglichten tiefergehende, zwischenmenschliche Verbindungen und steigerte die Qualität der Beziehungen.
Ende April war ich ganz gespannt, denn ich konnte meinen in 2019 bestelltes Reisemobil, einen Pössl-Kastenwagen, abholen.
Mai
Die Pandemie scheint sich zu beruhigen, die Zahl der Neuinfizierten ist geringer als die Zahl der Genesenen und die Einschränkungen werden überall gelockert. Diese quasi wiedergewonnenen Freiheit nutze ich, um mit meinem Reisemobil meine Mutter im Allgäu zu besuchen. Ich genieße einerseits die Gemeinschaft mit meiner Mutter und gleichzeitig, Ruhe und Geborgenheit im Reisemobil. Es erfüllt auch mein Bedürfnis nach Reduktion, nach dem Beschränken auf das Wesentliche und all das finde ich darin.
Immer mehr Bundesländer lockern die Einschränkungen und es ist Zeit für Erholung. Ich unternehme die erste längere Tour von Eifel über den Niederrhein ins Sauerland und erkunde Regionen die mir bislang fremd waren. Abwechslungsreichtum, Flexibilität, Unabhängigkeit sind Bedürfnisse die mit der Erholung in meinem Reisemobil in Verbindung stehen. Ich fühle mich darin auch vor Covid-19 ausreichend geschützt, da ich unterwegs nur zum Einkaufen mit anderen Menschen in Kontakt komme.
Juni, Juli, August
Die Sommermonate waren geprägt von Wochenendausflügen. Beim Erkunden der Wispertrails bei Lorch verband ich mich mit einer Erfahrung, die ich lange in der näheren Umgebung lange nicht mehr machte. Die Temperaturen lagen bei ca. 20°C, es war sonnig, ich wanderte auf mir unbekannten Wegen. Je weiter ich den Hang erklomm, desto schöner und weiter waren die Ausblicke und es stellte sich ein Urlaubs- und Erholungsgefühl ein, dass mich den Alltag vergessen ließ. Herrlich!
Weiterhin prägten die Sommermonate den Umzug meiner Mutter zurück in heimische Gefilde. Es war eine Zeit des Ausräumens, des Reduzierens und somit auch des Trauerns, um all das was losgelassen wurde. Mir ist dabei bewusst geworden, dass jedes Ding zum Zeitpunkt der Anschaffung irgendein Bedürfnis erfüllte. Irgendwann werden mich die Dinge nur noch mit meiner Erinnerung an das früher erfüllte Bedürfnis in Verbindung bringen, jedoch nicht mehr das Bedürfnis selbst erfüllen. Diese Erkenntnis feierte ich, denn sie verhalf mir zu mehr Freiheit und erleichterte loszulassen.
September
Das Tragen der Alltagsmasken ist seit dem Frühling bereits zur Gewohnheit geworden und Italien ist ein Land in dem es keine Reisewarnung gibt. Somit ein ideales Ziel um mit dem Reisemobil auf der Insel Elba und in der Toskana Urlaub zu genießen. Oftmals reichte es mir im Schatten der Pinien einfach nur da zu sitzen oder in der Hängematte zu liegen, um den Ausblick und die Ruhe zu genießen.
Oktober
Bereits Mitte Oktober übersteigt die Zahl der täglich Neuinfizierten die Anzahl im Frühjahr und Ende Oktober liegen die Zahlen bei knapp 20.000. Der Teillockdown wird beschlossen und die Gaststätten und Restaurants also die Orte gesellschaftlichen Lebens müssen schließen.
November
Ich bin frustriert, denn meine Trainings und Vorträge wurden konsequenter Seite von den Bildungsträgern auf unbestimmte Zeit verschoben. Gleichzeitig bin ich wiederum dankbar, dass ich auf auf diese Art und Weise einen Beitrag zum Eindämmen der Pandemie leisten kann.
Beinahe hätte ich es vergessen: Ich bin wieder einmal ein Jahr älter geworden und feierte im kleinen Kreis voller Zuversicht, dass es irgendwann Zeiten geben wird, wo auch wieder größere Feiern möglich sein werden. Ich genieße meinen Geburtstag zu feiern, denn es bedeutet für mich, lebendig zu sein.
Dezember
Der Dezember ist dadurch geprägt, dass die Stunden mit Tageslicht täglich weniger werden. Irgendwie bedrückt es mich auch, dass die meistern Weihnachtsmärkte abgesagt wurden. Ich freute mich jedes Jahr über die von Glühwein Duft geschwängerte Luft und die bunten Verkaufsstände. Um zumindest der farblosen, dunklen Zeit ein wenig entgegenzuwirken, fiel die Weihnachtsdekoration mit Leuchtsternen daheim in meinen Fenstern ein üppiger aus. Jetzt freue ich mich sogar jedes Mal, wenn ich im Dunkeln von draußen hereinkomme und in jedem Fenster leuchtet ein Stern in anderer Farbe.
Am Weihnachtsfest werde ich in diesem Jahr vermutlich ohne den Live Besuch der Christmette auskommen. Ich freue mich, dass die Kirchen auch neue Wege einschlagen und Online- Christmetten anbieten, wie z.B. der Ökumenische Weihnachtsgottesdienst um 16 Uhr im Livestream. Mit dem Weihnachtsgottesdienst verbinde ich mich jedes Jahr mit den Erinnerungen meiner Kindheit.
Auch Silvester wird vermutlich sehr besinnlich und still. Ich weiß noch nicht wie und wo ich es feiern werde, Dafür weiß ich schon jetzt, dass ich mit Zuversicht ins neue Jahr blicken werde und mich auf mehr Empathie im Alltag freue.
Abschließend möchte ich den Menschen meine Dankbarkeit ausdrücken, die ich kennenlernen und deren Leben ich bereichern durfte, die mich durch andere Meinungen inspirierten und die mein Leben in irgendeiner Art bereicherten.