Alles in Ordnung?

DAll-E2 : Ein ordnender Mann im Stil von Picasso.

Ich wohne nun schon seit mehreren Jahren in meiner Wohnung. In der Zeit zwischen den Jahren suchte ich etwas. Dabei fiel mir bewusst auf, dass sich im Laufe der Jahre einiges ansammelte. Manche Kisten von früheren Umzügen standen noch unberührt herum. Meine Prioritäten lagen damals auf etwas anderem als dem unmittelbaren auspacken. Ich war frustriert, denn es war eben nicht „Alles in Ordnung“. Es mangelt an Struktur und Klarheit. So fasste ich den Entschluss im Jahr 2023 Ordnung zu schaffen.

Spätestens wenn das Auffinden mehr Zeit in Anspruch nimmt als das Neubeschaffen, wird es höchste Zeit zu intervenieren. Ordnung und Aufräumen sind schließlich nicht nur notwendig, um unsere Umgebung sauber und sicher zu halten, sondern haben auch eine tiefere Bedeutung für unser psychisches Wohlbefinden. Ein aufgeräumter Raum kann uns dazu verhelfen, uns konzentrieren und uns besser fühlen zu können.

Mehr Effizienz und Nachhaltigkeit.

Ich bin mir bewusst, dass durch Ordnung Struktur und Klarheit entsteht, die nicht nur zu Leichtigkeit und Effizienz führt, sondern auch zur Nachhaltigkeit. Denn alles was bereits nutzbar vorhanden ist und zudem schnell gefunden werden kann, braucht nicht neu beschafft zu werden.

Kennst Du die Aufräumregel: „Kisten die länger als 2 Jahre nicht angetastet wurden, sollten direkt entsorgt werden.“? Sicherlich ein effektiver, aber eben kein nachhaltiger Ansatz. Da mir Nachhaltigkeit wichtig ist, bringe ich das nicht über’s Herz. Es könnten sich Gegenstände in den Kartons befinden, die noch einen gewissen Nutzwert haben. Wenn nicht für mich, dann vielleicht für andere. Also ran ans Auspacken!

Übersicht verschaffen und erste Trennungen.

Im ersten Schritt schaffte ich Raum in den Regalen, um zu Sortieren und um mir eine Übersicht zu verschaffen, was sich im Laufe der Jahre so alles angesammelt hat. Da waren einiges an Geschirr und Gläsern, Küchenutensilien aus mehreren Jahrzehnten, Werkzeuge, Bücher und vieles mehr. Mir wird klar, dass ich unmöglich alles behalten kann, wenn ich wirklich Ordnung herstellen will.

Mir wird bewusst, dass Aufräumen und Entsorgen nicht nur eine physische Aktivität ist, sondern auch eine mentale und emotionale. Ich nahm mir Zeit für die einzelnen Objekte. Bei manchen mehr bei andern weniger. Bei manchen Gegenständen erwachen Erinnerungen, die mich mit den Gedanken und Gefühlen verbinden, als ich die Dinge beschaffte und wie ich sie nutzte. Andere Gegenstände wiederum, haben weder einen praktischen Nutzwert noch lösen sie Erinnerung oder Gefühle aus. Ich entscheide, diese Gegenstände direkt zu entsorgen.

Immer wieder rufe ich mir in Erinnerung, dass das Entsorgen von unnötigen Gegenständen und das Aufräumen von überfüllten Räumen auch dabei helfen kann, mich von Dingen zu lösen, die mich belasten oder mich in der Vergangenheit zurückhalten. Ich will mich aber auf das Hier und Jetzt konzentrieren und mich auf die Zukunft vorbereiten.

Jeder Gegenstand erfüllte einmal ein Bedürfnis.

Begegnen Dir im Haushalt auch gelegentlich Sachen, bei welchen Du denkst. Warum habe ich das bloß gekauft? Mit begegnen immer mal wieder solche Sachen. Ich glaube das Kaufen von manchen Dingen (gerade Bekleidung) kauft man nur, weil sie in dem Moment gefallen, weil sie gerade jetzt ein Schnäppchen sind die irgendwann bestimmt genutzt werden könnten. Vielleicht kaufte ich irgendetwas, weil mir die Werbung suggerierte, dass ich es jetzt unbedingt brauche, um dazuzugehören. Es gibt zig Gründe, um sich etwas anzuschaffen.

Das haben alle diese schönen Geschirrservice, Werkzeuge, HiFi-Geräte und andere Sachen übrigens mit Glaubenssätzen gemeinsam. In früheren Jahren waren sie nützlich und erfüllten Bedürfnisse. Heute sind sie eher hinderlich, hindern am Vorankommen und sollten deshalb transformiert werden. Von einem Ort zu einem anderen.

Die nächsten Schritte.

Es ist Ende Januar und ich bin noch lange nicht fertig. Aber es ist schon einiges auf dem Bauhof, auf dem Sperrmüll und beim Elektroschrott gelandet und ich habe Klarheit:

  • über das was sich besitze und
  • über die nächsten Aktionen:
    • Bewerten was mit den verbliebenen Sachen passiert (Spenden, Verkaufen, Nutzen, …)
    • Feiern, dass mir die Dinge Bedürfnisse erfüllen, Trauern und Verabschieden.
    • Struktur zur Auffindbarkeit schaffen.

Tricks und Kniffe.

Allein der Gedanke an diese Mammutaufgabe löste bei mir den „Wie-soll-ich-das-bloss-schaffen“-Gedanken aus. Damit dieses Projekt überhaupt zu bewältigen ist, habe ich im Vorfeld jeden Raum auf ein Post-It geschrieben. Ich habe mir Zeitfenster von 30-60 Minuten eingerichtet. Die Zeitfenster machen die Zeit die man im Raum verbringt überschaubar, nach dem Motto „Naja, 30-60 Minuten geht schon“. Und schwupps war eine Kiste ausgeräumt, der Inhalt in Regalen eingeordnet oder im Müll entsorgt. Nachdem ein Raum fertig war, habe ich das Post-It mit einem großen, roten Häkchen übermalt.

Jetzt gerade bin ich stolz darauf, dass ich mich dieser Aufgabe gestellt und den Anfang geschafft habe. Ich fühle mich befreit, froh, leicht und bin motiviert dran zu bleiben!

Ich empfehle Dir, Dir regelmäßig Zeit zu nehmen, um Deinen Wohn- und Arbeitsbereich aufzuräumen und unnötige Gegenstände zu entsorgen. Denke dabei daran, dass Aufräumen und Entsorgen nicht nur eine praktische Aufgabe ist. Es ist auch eine Möglichkeit, Dein mentales und emotionales Wohlbefinden zu fördern.

Ich wünsche Dir eine erfolgreiche und befreiende Aufräumaktion! Hinterlasse mir gerne einen Kommentar, wie nützlich dieser Beitrag für Dich ist.

Wie Du Deine Feinde auf die Schnelle loswirst – Legal!

Hast Du Feinde oder Widersacher? Also Menschen, bei denen Du schlechte Laune bekommst nur wenn Du an sie denkst oder die Dir den Tag vermiesen, wenn Du ihnen begegnest? Ich schon. Zum Beispiel habe ich Vorgesetzte aufgrund ihrer geringschätzenden Art so gut es geht ebenso gemieden wie Kollegen, die die hinter meinem Rücken vermeintliche Tatsachen über Kollegen so darstellten, dass sie bei Ihrem Chef davon profitierten. Als ich neulich nach Hause kam, fand ich 5 Müllsäcke mit Tapetenabfällen vor meiner Hofeinfahrt. Mein Gedanke: wenn ich den erwische!

Bei allen diesen Erlebnissen bin ich verärgert oder wütend. Es ist jedoch mein Ärger und meine Wut und beides bekommt mir nicht. Mit der empathischen Haltung und dem Leit-Gedanken, dass „jeder Mensch in jedem Augenblick seinen Lebens das Beste tut was er für sein Leben tun kann“ gelang es mir meinen Ärger zu regulieren und in der Begegnung mit meinen „Feinden“ konstruktiv und professionell besonnen zu blieben.

Du willst wissen wie das geht? Ich erkläre es Dir in diesem Artikel.

Wer sind Deine Feinde?

Wenn es Dir hilft schließe kurz die Augen und überlege Dir wer überhaupt Deine Feinde sind. Oft erscheinen sie ganz spontan als Assoziation zum Wort Feind. Vielleicht benötigt es auch einen Moment und diese Personen erscheinen erst dann, wenn Du Dein soziales Umfeld durchgehst. Also die Personen im Kontext Deines Berufes, der Nachbarschaft, deines Vereines, Deines Bekanntenkreises usw. Sind darunter Menschen zu welchen Du die Beziehung abgebrochen hast oder Menschen mit welchen Du die Beziehung gerne abbrechen würdest, der Kontakt jedoch unvermeidbar ist? Vielleicht sind die vergangenen Konflikte auch nicht so schwerwiegend. Vielleicht gibt es Menschen, welche Du nicht als Feind bezeichnen würdest und Ihnen dennoch eher aus dem Weg gehst, wenn es sich vermeiden lässt. Zum Einstieg bieten sich im ersten Schritt am ehesten Personen an, welche am weitesten von „Todfeind“ entfernt sind.

Der Tanz mit Deinem „Lieblingsfeind“

Nimm Deinen Lieblingsfeind nun mit auf das Tanzparkett. Greife zu Stift und Papier und notiere im ersten Schritt ALLE Deine Bewertungen oder Beschuldigungen die Dir zu diesem Menschen einfallen. Sei dabei bitte nicht zimperlich sondern schreibe alles auf was Dir in den Sinn kommt. Wenn Schimpfworte oder Tiernamen dabei sind, dann schreibe diese auf wie sie Dir in den Sinn kommen. Nimm Dir bitte Zeit für diesen Schritt, damit Du auch ganz sicher nichts vergisst. Falls Wiederholungen dabei sind – umso besser – das unterstreicht die Intensität und es war noch nicht so ganz aus dem Kopf draußen. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn Du dabei mehrere DIN A4 Seiten füllst. Lies erst weiter, wenn Dir nichts mehr einfällt, denn dann ist Dein Geist zur Ruhe gekommen.

Abfolge der Schritte, um auf Deinen Lieblingsfeind zuzugehen.
Der Tanz mit dem Lieblingsfeind.

Wie machte sich diese Person zu Deinem Lieblingsfeind?

Fokussiere Dich nun auf die reine Beobachtung, die diese Person zu Deinem Lieblingsfeind machte. Was hat diese Person in der entscheidenden Situation konkret gesagt oder getan? Welches Gefühl überkommt Dich, wenn Du an die reine Beobachtung (die an dieser Stelle auch jeder x-beliebige andere Mensch hätte machen können) denkst? Feinde lösen in der Regel keine angenehmen Gefühle aus. Vermutlich wird eine der Emotionen Ärger, Enttäuschung, Angst, Ekel, Überraschung bzw. Enttäuschung oder Trauer eine Rolle spielen. Das deutet nun darauf hin, dass eines Deiner Bedürfnisse in den Mangel geraten ist. Nimm Dir auch hier wieder Zeit, welche Bedürfnisse hier unerfüllt sind, denn es können durchaus mehrere sein. Es wäre nicht ungewöhnlich wenn Respekt, Zugehörigkeit, Sicherheit, Freiheit, Wertschätzung zu Tage treten.

Formuliere nun eine Bitte wie Du mit diesen Erkenntnissen umgehen möchtest. Du könntest an dieser Stelle beschließen den Prozess zu beenden oder Dich bereit erklären weiterzumachen, um Dich in den Feind einzufühlen.

Einfühlung in deinen „Lieblingsfeind“.

Dieser Schritt mag Dir neu oder ungewöhnlich erscheinen. Wenn Du jedoch bedenkst, dass jeder Mensch in jedem Augenblick seines Lebens das Beste tut das er in diesem Moment für SEIN Leben tun kann, dann handelt Dein Lieblingsfeind aufgrund von eigenen Erlebnissen. Was könnten er zuvor wahrgenommen haben und welche Gefühle könnten bei dieser Person in diesem Moment lebendig geworden sein? Welche Strategie hat er angewendet, um welche seiner unerfüllten Bedürfnisse zu erfüllen? Welche Bitten hätte er stellen können, um von Dir weiter z.B. respektiert zu werden?

Erneute Selbsteinfühlung.

Wie geht es Dir JETZT, wenn Dir bewusst wird, dass sich Dein geliebter Feind diese Bedürfnisse mit seiner Handlung erfüllen wollte? Bedenke dabei: Es bedeutet nicht, dass Du mit den Handlungen einverstanden sein solltest. Sondern einfach, um das Erkennen der Bedürfnisse. Ich bin in diesem Moment oft betrübt, weil ich mir wünschen würde, dass dieser Mensch in diesem Moment eine Strategie im Blick gehabt hätte, welche die Bedürfnisse aller Beteiligten im Blick hat.

Wie geht es Dir jetzt nach diesen Gedanken? Notiere nun Deine Wahrnehmungen, Deine lebendige Gefühle, Bedürfnisse und wieder eine Bitte um jetzt weiter zu handeln. Deine Bitte an Dich könnte jetzt sein, dass Du den Prozess an dieser Stelle stoppst, dass Du den Prozess vertagst oder die nächsten drei Schritte gehst, um Deinem Lieblingsfeind Deine Wertschätzung zu formulieren.

Wertschätzung für deinen „Lieblingsfeind“.

Der letzte Schritt ist unter Umständen mir Herausforderungen verbunden. Denn es geht darum Deinem Lieblingsfeind nun Wertschätzung zu übermitteln. Formuliere in der Form „Wenn ich jetzt daran denke, dass Du getan hast, fühle ich mich … weil mein Bedürfnis nach … erfüllt ist.“

Im Unternehmenskontext könnten zum Beispiel auch durch ungewünschte Verhalten Deine Bedürfnisse nach Unterstützung, nach Produktivitätssteigerung bzw. Wachstum und somit Sicherheit des Arbeitsplatzes erfüllt werden. Im privaten Kontext könnte das Bedürfnis nach Beitragen zum Wohlergehen Anderer erfüllt sein. Vielleicht benötigst Du ein wenig Zeit, um zu erkennen welche Deiner Bedürfnisse durch das Verhalten Deines Feindes erfüllt werden. Wie gesagt, das Erkennen das sich Dein Feind durch sein Verhalten auch Deine Bedürfnisse erfüllt, mag ihn noch nicht gleich zu Deinem besten Freund machen. Es wird jedoch dazu beitragen, die nächste Begegnung zu entspannen und unter Umständen verändern.

Wie geht es Dir jetzt? Hinterlasse mir gerne einen Kommentar dazu.

Diese und andere Übungen sind Bestandteil meiner Übungsgruppen. Um keinen Termin zu verpassen registriere Dich am Besten gleich zu meinem Newsletter.


    Durch Selbstempathie zu nachhaltigen Entscheidungen.

    Entscheidung für mein Pössl Reisemobil .Hier on Tour im Hunsrück.

    Seit April 2020 bin ich freudiger Besitzer eines Reisemobiles: Ein Summit 600 plus der Firma Pössl. Wie es dazu kam und wie ich durch Selbstempathie zu einer nachhaltigen Entscheidung kam, erzähle ich hier in diesem Artikel.

    Ich liebe es zu verreisen. Einerseits um mich zu erholen und gleichzeitig die Menschen und Kulturen ihrer Länder kennenzulernen. Kambodscha, Kuba, China, Nordamerika erkundete ich in den vergangenen Jahren. Doch es müssen ja nicht immer Fernreisen sein, um mein Bedürfnis nach Erholung und Entdeckung zu stillen. Auch die Wochenenden geraten dabei immer stärker in den Fokus, um dem alltäglichen zu entfliehen. Allein der Gedanke spontan irgendwo hinfahren zu können ohne zuvor ein Zimmer buchen zu müssen, erschien mir zunehmend verlockend.

    Erste Informationen.

    Es ist mir wichtig informierte Entscheidungen zu treffen. Ich brauchte Klarheit. Deshalb besuchte ich mit meiner Partnerin Anfang September 2019 den Caravan Salon in Düsseldorf. Dort vermutete ich eine ausreichend guten Überblick zu bekommen, was es gerade am Markt gibt und worauf beim Kauf zu achten ist. Im Zickzack durchforsteten wir die Hallen auf dem Ausstellungsgelände und waren verzückt von der Auswahl. Besonders beeindruckten mich die Luxusmobile, in der Größe eines Schulbusses mit kleiner Garage für einen Smart. Wobei diese aufgrund mangelnder Alltagstauglichkeit und auch wegen des höheren 6-stelligen Preises überhaupt nicht in Frage kämen. Nachdem wir in mindestens 20 Reisemobilen unterschiedlicher Hersteller gesessen und mit einigen Verkaufsberatern geredet hatten, verstanden wir den Unterschied zwischen Integrierten, Teilintegrierten, Kastenwagen und Expeditionsmobilen.

    Die Tendenz war klar. Zu klein sollte das Reisemobil nicht sein. Ich wollte zumindest darin stehen können, eine kleine Küche mit Kühlschrank, Dusche und Toilette sollten auch vorhanden sein. So fiel die Wahl auf einen Kastenwagen mit ca. 6m Länge. Der Vorteil des Kastenwagens im Vergleich zu einem Teilintegrierten erschien mir u.a. in den Hecktüren und der großen seitliche Schiebetür. Außerdem stellte ich mir vor, dass er eher flexible auch für andere Zwecke als Urlaub wie z.B. bei Umzügen verwendet werden könnte.

    Das Angebot.

    Mit ausreichend Informationen versorgt, ließ ich die Eindrücke erst einmal sacken. Bereits wenige Tage nach dem Messebesuch war klar, dass ich mir vermutlich ein Reisemobil der Marke Pössl anschaffen werde, da ich nach all den Informationen Erfahrung und Qualität mit dieser Marke verbinde. Ich sucht mir einen Händler in meiner Nähe und ließ mir dort nochmals detailliert die Unterschiede der einzelnen Modelle erklären und welches Zubehör empfehlenswert ist. Ich entschied mir sofort für eine Zusatzbatterie und ein Solarpanel, um größtmögliche Flexibilität und Unabhängigkeit sicherzustellen. Über Farbe der Lackierung, Holzdekor und Art der Sitzbezüge beriet ich mich mit meiner Partnerin, da es mir ebenso wichtig ist, dass sie sich bei gemeinsamen Urlauben ebenfalls im Reisemobil wohlfühlt.

    Nachdem Modellvariante, Austattung und Zubehör geklärt waren erhielt ich vom Händler ein Angebot. Zudem hieß es, dass die Lieferzeit meines Wunschmodells ca. neun Monate betragen wird.

    Die Entscheidung durch Kosten und Nutzen.

    Zahlen, Daten und Fakten auf dem Tisch und ich durfte mich entscheiden, ob ich bestellen möchte oder eben nicht. Wie ich das Reisemobil finanzieren könnte war ebenfalls geklärt und es lag nun an mir. Bestellen oder Nicht-Bestellen das war hier die Frage.

    Eine Möglichkeit der Entscheidungsfindung wäre eine Kosten-/Nutzenrechnung gewesen aus der sich folgenden Fragestellungen ergaben:

    • Wie häufig werde ich das Reisemobil im Jahr beruflich und privat nutzen?
    • Wie hoch wäre die jährliche Abschreibung und wie hoch die laufenden Kosten?
    • Wann hätte sich das Reisemobil amortisiert?
    • Welche Alternativen gäbe es wie z.B. jedes Mal im Bedarfsfall ein Reisemobil zu mieten?

    Da die qualitativen Merkmale wie Spaß, Freizeitwert, Flexibilität quantitativ, also in Geldwert, für mich nicht zu beziffern waren, wählte ich einen anderen Ansatz.

    Die Entscheidung durch Selbsteinfühlung.

    Ich stellte mir vor ich hätte bereits das Reisemobil. Dabei stellte sich ein freudiges, fröhliches Gefühl ein. Beim Gedanken an die Vertragsunterschrift spürte ich jedoch einen geringen Widerstand, den ich auf mangelnde Klarheit zurückführte. Um zu einer Entscheidung zu kommen, lenkte ich den Fokus auf die Bedürfnisse, die mir das Reisemobil erfüllen würde.

    Es gibt mir Schutz und Sicherheit. Bei einem Verlust meiner Wohnung hätte ich immer noch ein Dach über dem Kopf, das mir zusätzlich Sicherheit gibt. Die Erfahrung glücklich zu sein und mit minimalem Gepäck zu reisen, kannte ich von meiner Pilgerreise auf dem Jakobsweg. Minimalistisches und auch nachhaltiges Reisen entspricht meinen Werten. Größtmögliche Flexibilität und Unabhängigkeit von verbindlichen Reisebuchungen kommt mir ebenfalls sehr entgegen. Der Gedanke an ortsunabhängiges Arbeiten, das Verbinden von Reisen und Beruf ist für mich Inspiration und birgt Entwicklungspotential.

    Die Vorstellung im Reisemobil zu Entspannen, bereits auf dem Weg zum Urlaubsort zu entspannen erfüllt mir ebenso mein Bedürfnis nach Freiheit, Autonomie und Unabhängigkeit. Mein Vater wäre zu seinen Lebzeiten gerne mit einem Reisemobil gereist. Die Vorstellung so zu reisen wie es sich mein Vater für sich gewünscht hätte, führt mich zu einen anderen Qualität der Verbindung zu meinem Vater. Meine Mutter fuhr ein paar Jahre nach dem Tod meines Vaters mit ihrem neuen Partner im Reisemobil kreuz und quer durch Deutschland und Europa und als ich sie in den Entscheidungsprozess einbezog, ergab sich neuer Gesprächsstoff, der auch die Verbindung zu meiner Mutter vertiefte.

    Nachdem ich erkannte, welche Bedürfnisse ich mir durch die Anschaffung erfüllen würde, war die Entscheidung für mich so klar, dass ich die Bitte an mich richtete zu bestellen.

    Fazit und Rückblick

    Seit einem knappen halben Jahr fahre ich mit dem Reisemobil durch die Gegend und habe die Anschaffung noch kein bisschen bereut, denn meine erwarteten Bedürfnisse sind erfüllt. Darüber hinaus war das eigene Reisemobil für mich die beste Strategie, um in der Corona-Pandemie meine Gesundheit auch im Urlaub vor Ansteckung zu schützen.

    Ich freue mich heute, dass ich durch Selbstempathie die Entscheidung so klar und mit vollem Herzen treffen konnte. Hätte ich die Entscheidung auf Grundlage der Kosten und Nutzenbetrachtung getroffen, hätte ich die Anschaffung vielleicht nicht getroffen und einige Bedürfnisse hätten andere Strategien zur Erfüllung gebraucht.

    Wenn Du den Prozess der Selbsteinfühlung erlernen oder vertiefen möchtest, dann wird doch mal einen Blick auf meine Angebote zu Trainings und Übungsgruppen. Ist etwas für Dich dabei?

    Wie triffst Du Deine Entscheidungen? Spürst Du auch rein welche Bedürfnisse dadurch erfüllt werden? Hinterlasse mir gerne einen Kommentar dazu.

    Strassengiraffisch

    In der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) wird häufig die Giraffe als Symbolfigur für Empathie verwendet, da Giraffen die Landlebewesen mit dem größten Herzen sind. Als Gegenspieler begegnet einem im deutschsprachigen Raum der Wolf, der mit wenig Gespür für Gefühle und Bedürfnisse seine Urteile einfach rausheult. Die GFK wird auch als Sprache des Herzens oder Giraffensprache genannt. Sie orientiert sich grundsätzlich an den vier Schritten: Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte. Daraus kann sich ein Satz mit folgender klassischer Struktur ergeben: „Wenn ich sehe/höre … , fühle ich mich …, weil ich brauche …. Wärst Du bereit?“. Die eher umgangssprachliche Anwendung der GFK aus einer empathischen Haltung heraus ist „Strassengiraffisch“. Dieser Artikel enthält ein paar Tipps und Beispiele sowie eine Übung zum praxisnahen Einsatz der Gewaltfreien Kommunikation.

    „Being Giraffe“ versus „Doing Giraffe“

    Falls Dir die Methode der GFK noch nicht in „Fleisch und Blut“ übergegangen ist und Du einen Selbstausdruck äußerst, dann mag er anfänglich vielleicht etwas „gestelzt“ klingen. Das ist völlig ok, solange die gute Absicht darauf liegt eine Verbindung herzustellen und GFK „richtig“ anzuwenden. In diesem Fall verhältst Du Dich noch wie eine Giraffe (Doing Giraffe) und wirkst vielleicht noch nicht so authentisch wie es Dir lieb wäre. Wenn Du dabei bleibst, wirst Du bald die empathische Haltung entwickeln aus der Du authentisch mit Dir selbst und Deiner Umwelt verbunden bist. (Being Giraffe)

    Damit sich aus der Anwendung der Methode der GFK eine empathische Haltung entwickelt, empfehle ich diese Methode zur Selbsteinfühlung zu verinnerlichen. Am Besten Du spürst täglich bei Alltagssituationen in Dich hinein, welche Deiner Bedürfnisse gerade im Mangel und welche erfüllt sind. Vielleicht findest Du auch eine passende Bitte.

    Ausdruck von Beobachtungen

    Eine klare Beobachtung ist das, was widerspruchsfrei von mehreren Menschen gleichzeitg beobachtet werden kann und basiert auf ZDF, also Zahlen, Daten und Fakten, zum Beispiel: Der Wagen fährt 116km/h, Klaus wiegt 78.4kg und ist 1.69m groß, das Essen ist mit 6g Salz gewürzt.

    Da diese Maßzahlen häufig nicht zur Verfügung stehen greift man umgangssprachlich gerne zu absoluten Äußerungen wie zB. der Wagen fährt viel zu schnell, Klaus ist viel zu schwer, dass Essen ist total versalzen. Der unklare individuelle Maßstab von „viel zu“ führt gerne zu Diskussionen über unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe. Ich phantasiere jetzt einen Dialog der sich in ähnlicher Form bei meinen Eltern im Auto oder bei Loriot abgespielt haben könnte:

    • Mutter: „Fahr‘ doch nicht so schnell!“
    • Vater: „Aber ich fahre doch gar nicht schnell.“
    • „Doch Du fährst viel zu schnell.“
    • Vater blickt auf den Tacho: „Ich fahre doch gerade mal 126km/h“
    • „Das sag ich doch, das ist viel zu schnell“
    • „Aber hier sind 130km/h erlaubt, also ist es gar nicht zu schnell“

    Diesen Dialog könnte endlos weiterspinnen und er würde in dieser Form zu keiner Lösung führen. Außer die Mutter würde aus Not den Warnhinweis „Gleich wird mir schlecht!“ äußern.

    Tipp: das Universelle „als mir“

    Eine Lösung wäre bei folgender Aussage möglich: „Du fährst schneller als mir lieb ist“. Mit dieser Äußerung stelle ich eine Referenz zu meiner Wahrnehmung und gleichzeitig zu meinen unangenehmen Gefühl her. „…als mir lieb ist.“ lässt sich recht universell einsetzen:

    • Du fährst schneller als mir lieb ist.
    • Die Musik ist lauter als mir lieb ist.
    • Du sprichst lauter als mir lieb ist.
    • Der Grill raucht stärker als mir lieb ist.
    • Die Tüten sind schwerer als ich tragen kann.

    Wenn ich selbst der Vergleichsmaßstab bin, kann der andere zwar immer noch anmerken, wie empfindlich oder was auch immer ich bin, meine Botschaft ist jedoch als Selbstausdruck authentisch kommuniziert. In allen Fällen wünsche ich mir, dass meine Bedürfnisse gesehen und respektiert werden.

    Umgangssprachlicher Ausdruck von Bedürfnissen

    Im Kern geht es in der Gewaltfreien Kommunikation um die menschlichen Bedürfnissen und Wege diese zu erfüllen. Um diese zu benennen findest Du nachfolgend ein paar Beispiele, deine Bedürfnisse auszudrücken:

    • Autonomie: „Ich möchte gerne selbst entscheiden“
    • Entwicklung: „Ich möchte gerne mal was Neues ausprobieren“
    • Einfühlung: „Ich möchte gerne mal erzählen was bei mir so los ist“
    • Entspannung: „Ich möchte jetzt gerade mal nichts tun“
    • Körperliche Bedürfnisse: „Ich brauche bald etwas zu Essen, zu Trinken, eine Dusche“
    • Individualität: „Ich möchte mich so kleiden, wie es mir gefällt“
    • Integrität: „Ich möchte nicht warten sondern meine Zeit sinnvoll nutzen“
    • Geistige Bedürfnisse (Lesen, Denken, Humor): „Ich möchte gerne meine grauen Zellen aktivierien“
    • Sicherheit: „Ich möchte gerne, dass alle Fakten auf dem Tisch liegen bevor ich mich entscheide.“
    • Schutz: „Ich will ganz sicher sein, dass mir nichts passiert.“
    • Gemeinschaft: „Ich möchte gerne mal wieder ‚unter Leute'“

    Paar- bzw. Kleingruppenübung

    1. Finde 2-3 Alltagssituationen welche Du bearbeiten möchtest (~5 Min)
      • Situation in der Du jemanden auffordern möchtest sein Verhalten zu ändern, etwas zu unterlassen oder etwas zu tun (zB. Jemand drängelt sich vor; Müll rausbringen; Zimmer aufräumen)
    2. Rollenspiel (~2 Min.)
      • Spreche aus was Du in der Situation gesagt hast oder sagen würdest? (A)
      • Notiere die spontane Reaktion/Gefühl deines Übungspartners? (B/C)
      • Notiere gegebenenfalls Triggerworte die Dir Dein Übungspartner nennt
    3. Umformulierung (~3 Min.)
      • Welche Urteile und Bewertungen stecken in der Aussage von A? Was will A konkret, dass B tut?
      • Umformuliere was Du „klassisch“ in GFK sagen würdest: Wenn ich sehe dass…, fühle ich…., weil ich brauche…..und deshalb bitte ich Dich….
      • Umformuliere in deinen Alltagssprachgebrauch, so dass es für Dich stimmig ist
    4. Rollenspiel (~2 Min)
      • A „testet“ die Reaktion in empathischer Haltung mit B/C
      • Was ist die spontane Reaktion/Gefühl deines Übungspartners? (B/C)
      • Notiere jetzt die Reaktion/Triggerworte
      • Was hat sich verändert?
    5. Rollenwechsel
      • A und B/C wechseln die Rollen und beginnen von vorne

    Frühling – Start in die Grillsaison

    Sobald im Frühling die ersten Sonnenstrahlen herauskommen und die Außentemperaturen die 12°C Marke übersteigen, steigt in mir die Lust die Grillsaison zu eröffnen. Meine Vorfreude beginnt bereits beim Einkauf im Supermarkt mit der Auswahl des Grillgutes. Wenn ich meine Einkäufe nach Hause bringe und präsentiere, denke ich: So stolz müssen sich die Steinzeitmenschen nach langer Jagd gefühlt haben.

    Die Vorbereitung der Grill-Zeremonie empfinde ich ebenso entspannend wie einen meditativen Prozess. Ich beginne mit der Reinigung meines Weber-Grills und fülle anschließend Holzkohle oder Briketts ein; ich entfache das Feuer und warte bis die Kohlen durchgeglüht sind. Bin ich eigentlich alleine mit der Beobachtung, dass überwiegend Männer das Feuer machen und den Grill bedienen? 😉

    Anschließend kommen Würste, Steaks, Spareribs ebenso wie Gemüse und veganes Grillgut auf den Rost. Es bizzelt und zischt. Die Rauchschwaden tragen das Aroma des Essens in meine Nase und die nahe Umgebung. Meine Vorfreude auf das was da noch kommt steigt. Ich wende das Grillgut und freue mich, wenn ich es exakt beim Garpunkt vom Rost nehme. Allein beim Gedanken an den Geschmack des Grillgutes mit den Grillaromen, läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Wenn es meinen Liebsten oder Freunden anschließend noch schmeckt, freue ich mich einen Beitrag zum Wohlergehen der Gemeinschaft geleistet zu haben.

    Des einen Freud‘ …

    Vor über 20 Jahren allerdings, machte ich die Erfahrung, dass mein Spaß am Grillfeuer nicht unbedingt ansteckend ist. Vor allem dann nicht, wenn Nachbarn in dem Moment ihre frischgewaschene Wäsche zum Trocknen draußen hängen haben, wenn ich das Grillfeuer entfache. An die nicht sehr gewaltfreien Worte meines Nachbarn kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Irgendwas in der Art von „Du spinnst wohl“ und „Siehst Du denn nicht, dass…“ war jedoch dabei. Ichfühlte mich so schuldig, dass ich seit dieser Zeit meiner Umwelt gegenüber achtsamer bin. Bevor ich heute ein Grillfeuer entzünde schaue ich erstmal in die Umgebung, ob irgendwo Wäsche hängt oder die Nachbarn in anderer Form durch mein Grillen beeinträchtigt sein könnten. Wenn ja, frage ich wie sich meine Lust nach Gegrilltem mit deren Interessen vereinbaren lässt.

    Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Schreibt gerne was in den Kommentar.

    Magische Kraft des Toilettenpapiers

    Toilettenpapier, Klorolle

    Kaum war die närrische Faschingszeit zu Ende kamen bereits erste Meldungen über Hamsterkäufe. In den Nachrichten war zu lesen, dass die Menschen deutschlandweit mehr als dreimal soviel Klopapier kaufen wie im Durchschnitt der vorherigen sechs Monate. Ich war zunächst erstaunt und gleichzeitig wurde mir über den Zeitverlauf hinweg bewusst wie sehr meine eigenen Gedanken Einfluss auf mein inneres emotionales Erleben haben und das möchte ich gerne teilen:

    Zuerst war ich erheitert darüber und hatte Spaß mich im Freundeskreis darüber zu amüsieren. Irgendwie fiel mir dazu auch das Klopapier-Lied aus meiner Kinderzeit ein: „Es saßen zwei Gestalten auf dem Donnerbalken und sie schrien nach Klopapier…“. Im Verlauf des Liedes gesellten sich immer mehr dazu bis der Zehnte nun das Ersehnte, nämlich Klopapier, brachte. Ich hatte auch gut lachen, denn ich noch hatte ich ein paar Rollen in Reserve.

    Zwei Wochen später nahm nahm ich die letzte Rolle aus dem Regal und mein Vorrat war am Ende. Ich war zuversichtlich, dass ich beim nächsten Einkauf wie gewohnt etwas in den Regalen finden würde. Um ganz sicher zu gehen, dass ich daran denke, schrieb ich mir Klopapier auf den Einkaufszettel. Immerhin ist Klopapier die effizienteste Möglichkeit zur Reinlichkeit nach der Entsorgung der körpereigenen Endprodukte.

    Ernüchterung

    Leere Regale

    Als ich im Supermarkt war sah ich leere Regale und war verunsichert, denn dieser Anblick war mir bis dato unbekannt. Ich brauchte Klarheit und entschied mich das Personal zu fragen, wann mit einer Neulieferung zu rechnen sei. Am kommenden Morgen bei Ladenöffnung sei die neue Lieferung im Regal zu finden. Wenn ich nicht pünktlich kommen würde, ginge ich leer aus, denn erfahrungsgemäß sei binnen 10 Minuten der Vorrat verkauft. Ich war bestürzt als ich das hörte und beschloss am kommenden Morgen um 8:00 Uhr vor dem Laden zu sein.

    Ich organisierte meinen Tag so, dass ich um kurz vor 8:00 Uhr vor dem Drogeriemarkt war und sah betrübt in die teils sorgen- und teils hoffnungsvollen Gesichter der Menschenmasse, die sich traubenförmig in respektvollem Abstand von 1.50m vor der Eingangstüre versammelte . Gleichzeitig fühlte ich mich schuldig und beschämt zu in etwa gleichen Teilen. Schuldig dafür, dass ich mich noch vor wenigen Wochen über die Hamsterkäufe amüsierte und beschämt darüber, dass ich nun in den gleichen Reihen stehe. Schließlich entspricht es nicht gerade meinem Selbstbild als Hamster gesehen zu werden.

    Froh und erleichtert verließ ich den Laden, denn ich ergatterte eine Packung die meinen Bedarf gemäß dem Blitzrechner für Toilettenpapier für die kommenden 60 Tage reichen sollte. Mit Selbsteinfühlung wertschätzte ich, dass ich meinen Werten entsprechend nur meinen Mindestbedarf sicherte, so dass für andere auch noch etwas übrig war. So war ich völlig mit mir im Einklang und hoffnungsvoll, dass sich die Corona Pandemie bis zum nächsten Einkauf entspannt.

    Wie ergeht es Dir in der Zeit dieser Pandemie? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

    Was hält mich in Gefangenschaft?

    Was hält mich in Gefangenschaft, Ketten St. Leonard de Noblat

    Im Jahr 2013 pilgerte ich von Bad Soden im Taunus nach Santiago di Composela im Nordwesten Spaniens. Kurz vor Limoges passierte den Ort Saint-Léonard-de-Noblat, welches nach dem gleichnamigen Heiligen benannt wurde. Saint-Léonard-de-Noblat kennzeichnete sich dadurch aus, dass er Gefangene freikaufte, um sie wieder auf den rechten Weg zu bringen. So ist er heute der Schutzheilige derer die in Ketten liegen: der Gefangenen.

    Auf dem Weg inspirierte mich die Geschichte des Heiligen Leonard darüber nachzudenken, was mich in meinem Leben gefangen hält und davon abhält ein selbstbestimmtes, freies Leben zu führen. Ebenso besinne ich mich jedes Jahr besonders am Aschermittwoch darauf, was mich gefangen hält. Ganz besonders sind es die täglichen Dinge die einfach zur Gewohnheit wurden. Wie zum Beispiel die tägliche Tüte Chips, das Feierabend-Bier in der Kneipe nebenan, das geistige Abschalten vor dem oft zu anspruchslosen Fernsehprogramm.

    Einerseits sind Gewohnheiten etwas ganz Praktisches. Es sind eingespielte Rituale, wie das morgendliche Zähneputzen über das ich gar nicht lange nachdenken muss. Rituale verlaufen nahezu automatisch, geben dem Tagesablauf Struktur und Sicherheit, entwickelten sich so zur Normalität und sind Wege, um mir unbewusst irgendwelche Bedürfnisse zu erfüllen.

    Das tägliche Zähneputzen und die Morgentoilette sind Strategien, um mein Bedürfnis nach Gesundheit zu erfüllen und die Besuche beim Zahnarzt zu reduzieren. Das tägliche Feierabend-Bier hingegen erfüllt mein Bedürfnis nach Entspannung, manchmal auch nach Gemeinschaft und gleichzeitig ist es der Gesundheit nicht unbedingt dienlich.

    Ausbrechen aus Gewohnheiten

    Wenn ich entdecke, welche Gewohnheit mich „gefangen“ hält, kann ich gleichermaßen erforschen, welches Bedürfnis ich mir dadurch erfülle und wenn ich das wahre Bedürfnis erkenne, kann ich mir alternative Strategien ausdenken, um mir das Bedürfnis zu erfüllen und so aus meinem Gefängnis ausbrechen.

    D.h. in folgenden Schritten kommst Du aus Deinem Gefängnis raus:

    1. Was ist die unerwünschte Gewohnheit? (z. B. die Kalorienbombe nach dem Essen, der Kaffee am Morgen, „unnötige“ Besprechungen besuchen, etc)
    2. Erforsche: Welches Bedürfnis erfüllst Du Dir durch diese Gewohnheit?
    3. Welche anderen Möglichkeiten gibt es, um Dir das Bedürfnis zu erfüllen?
    4. Prüfe: Gibt es weitere Bedürfnisse, die Du Dir durch die unerwünschte Gewohnheit erfüllst und welche Möglichkeiten gibt es dafür?
    5. Prüfe: Wie fühlt es sich an aus dem Gefängnis der unerwünschten Gewohnheiten auszubrechen? (Wenn „leicht“ dabei ist, ist das gewollt 😉 )
    6. Was ist Dein konkreter nächster Schritt bzw. Deine Bitte an Dich, um neue Wege zu gehen?

    Zugegeben, es mag sich leichter lesen als in Wirklichkeit umzusetzen ist. Der Weg aus dem eigenen Gefängnis wird jedoch in der Regel durch mehr Lebensgefühl und ein weiteren Schritt hin zu einem selbstbestimmteren Leben belohnt.

    Trinkgeld – Wieviel ist genug?

    Trinkgeld

    Wenn mir im Restaurant das Essen lecker geschmeckt hat, nach dem Friseurbesuch meine Frisur wieder sitzt oder wenn mich der Taxifahrer unfallfrei und pünktlich zum Zielort gefahren hat, ist es irgendwie üblich noch ein Trinkgeld zu geben. Wie viel Trinkgeld ist genug und nach welchen Kriterien lässt sich Trinkgeld bemessen? In diesem Beitrag möchte ich meine Gedanken dazu teilen und klären wie Trinkgeld geben mit Selbsteinfühlung verbunden ist.

    Zur Illustration stelle ich mir als Beispiel einen Restaurantbesuch vor: Ich komme alleine, mit meiner Partnerin, Freunden, Geschäftspartnern oder Arbeitskollegen in ein Restaurant. Meinen ersten Eindruck des Service bestimmt die Freundlichkeit der Begrüßung. Als nächstes erhalte ich die Speisekarte, wähle Getränke und Essen und zwischendrin warte ich ein paar lange oder auch kurze Moment. Ich bekomme Getränke und Speisen serviert, verzehre mit mehr oder weniger Genuss und irgendwann bin ich fertig und bestelle die Rechnung. Die Bedienung kommt mit der Rechnung an den Tisch und nennt mir den Betrag. Es folgt ein kurzer, stiller, unwiderruflicher Moment der Wahrheit und des authentischen Selbstausdrucks zwischen mir und der Bedienung. Jetzt gilt es Farbe zu bekennen und die Höhe des Trinkgeldes zu benennen.

    Was ist üblich?

    Wenn ich mich unabhängig von meiner Zufriedenheit mit dem Service, denn darum geht es, einfach an einem gesellschaftlichen Rahmen orientieren möchte gebe ich in Deutschland angemessenen 5-10% der Rechnungssumme. Ähnlich verhält es sich im Rest von Europa. Biete ich in China Trinkgeld an, wird es als Beleidigung empfunden. In den Vereinigten Staaten hingegen, ist es eine Beleidigung, wenn das Trinkgeld geringer als 10-20% ausfällt. So gelten in anderen Ländern eben auch andere Sitten. Wenn mich nun jemand fragen würde woran ich das Trinkgeld bemessen habe, könnte ich antworten: „….weil es so üblich ist„. Damit zeige ich mich als Mensch, der sich gerne an gesellschaftlichen Regeln hält. Wenn ich nun trotz miserabler Servicequalität doch etwas gegeben habe, ärgere ich mich später auch noch darüber, dass ich überhaupt etwas gegeben habe.

    Dr. Marshall B. Rosenberg, der Erfinder der Gewaltfreien Kommunikation, sagte augenscheinlich einmal: „Tue alles nur mit der Freude eines kleinen Kindes, das eine hungrige Ente füttert.“ Mir gefällt dieser Ansatz auch beim Bemessen des Trinkgeldes. Denn ich gebe alsTrinkgeld gerne, was ich auch mit Freude geben möchte, um mich authentisch zu zeigen.

    Was gebe ich mit Freude?

    Ich finde es einfach spannend mir bereits im Vorfeld ein wenig Selbsteinfühlung zu geben und mir selbst folgende Frage zu beantworten. Was hat in meinem inneren und äußeren Erleben dazu geführt, dass meine Bedürfnisse erfüllt wurden?

    Wenn ich mit einem Lächeln und einem netten „Hallo“ begrüßt werde, fühle ich mich als Gast wahrgenommen und willkommen. Wenn die Wartezeiten angemessen sind, d.h. ich warte weniger als 5 Minuten auf die Karte und nach Bestellung weniger als 30 Minuten auf das Essen, bin ich zufrieden und mein Bedürfnis nach Effizienz (gerade in der Mittagspause) wurde erfüllt. Warte ich hingegen länger, frage ich mich wo das Essen bleibt und bin erst verwundert und dann genervt, was keine gute Ausgangsbasis für ein üppiges Trinkgeld ist. Für die Qualität des Essens möchte ich die Bedienung nicht verantwortlich machen, wohl aber mit der Art und Weise wie sie mit Kritik umgeht.

    Die Höhe des Trinkgeldes bestimmt schließlich mein Gesamteindruck. Wie hat die Bedienung dazu beigetragen, dass ich mich wohlfühlte und mein Bedürfnis nach Wertschätzung erfüllt wurde. Wenn ich die Rechnung begleiche und der Bedienung in die Augen schaue und „Danke“ sage, bin ich froh, auch durch das Trinkgeld meine Wertschätzung gegenüber der Qualität des Services ausdrücken zu können. So wird das Trinkgeld zu einem gewissen Ausgleich: Mein Aufenthalt wurde durch die Bedienung angenehm gestaltet und durch das Trinkgeld möchte ich versuchen das Leben der Bedienung auch ein wenig angenehmer zu gestalten. Somit wird aus das „Trinkgeld aus Pflicht“ eine Strategie meine Wertschätzung auszudrücken. Eine Win-Win-Situation.

    Was tun bei Unzufriedenheit?

    Was ist zu tun, wenn ich völlig unzufrieden war? Auch hier empfehle ich die Selbsteinfühlung. Welche Bedürfnisse sind während meines Aufenthaltes in Mangel geraten? War es das ungepflegte Äußere der Bedienung, das mir von vornherein den Appetit verdorben hat oder die Unaufmerksamkeit? Kann ich es klar benennen? Dann äußere ich es und leiste dadurch hoffentlich einen Beitrag zur Steigerung der Servicequalität künftiger Gäste.

    Bei anderen Menschen spielen beim Trinkgeld vielleicht noch andere Faktoren eine Rolle. Fällt die Höhe meines Trinkgeldes anders aus, wenn ich mit meiner Partnerin oder in Gesellschaft mit Freunden unterwegs bin? Will ich als Geizhals oder als großzügiger Mensch gesehen werden? Welche Rolle spielt die Attraktivität der Bedienung?

    Wie gehst Du mit Trinkgeld um? Ich freue mich auf Deine Kommentare!

    Gute Vorsätze fürs Neue Jahr

    Wuensche

    Auch wenn der Tageszähler unaufhaltsam weiter läuft, so scheint der Jahreswechsel einen Meilenstein im Leben zu markieren. Etwas „Altes“ was auch immer es war, wird abgeschlossen und etwas „Neues“ beginnt. Vielleicht kamst Du selbst zu dem Schluss, vielleicht gab es Hinweise von Freunden oder Bekannten, dass irgendwas im neuen Jahr besser oder zumindest anders laufen sollte und Du Dich deshalb von Laster oder Gewohnheiten verabschieden möchtest wie z.B. mit dem Rauchen aufhören, weniger Alkohol trinken (vor allem, wenn man am Neujahrstag völlig verkatert aufwacht), nachhaltiger Leben oder Gewicht reduzieren.

    So fasst Du einen Guten Vorsatz und stellst unter Umständen schon nach kurzer Zeit fest, dass es keine Freude bereitet dem guten Vorsatz nachzukommen und verfällst wieder in die alten Gewohnheitsmuster zurück. Kommt Dir das bekannt vor?

    Abschied von Gewohnheiten

    Um die Chancen zu steigern sich nachhaltig von alten Gewohnheiten zu verabschieden ist es hilfreich sich zunächst mit dem alten Gewohnheitsmuster auseinanderzusetzen und einige der folgenden Fragen zu klären:

    • Wie habe ich das Gewohnheitsmuster entwickelt?
    • Welcher Glaubenssatz steckt hinter der Gewohnheit?
    • Was möchte ich erreichen wenn ich mich davon verabschiede?
    • Welches Bedürfnis erfüllte mir das Gewohnheitsmuster in der Vergangenheit?
    • Welche anderen Wege und Möglichkeiten gibt es mit auch in Zukunft diese Bedürfnisse zu erfüllen?

    Es ist nun schon ein paar Jahre her, da hatte ich an Silvester beschlossen mit dem Rauchen aufzuhören. Beim Rauchen verspürte ich Leichtigkeit, meine Bedürfnisse nach Zugehörigkeit (zur Gruppe der Raucher) und nach Entspannung waren erfüllt. Vielleicht erfüllte ich mir durch die Werbebilder auch meine Vorstellung von Abenteuer und Wachstum. Außerdem war mein Appetit gezügelt, so dass ich den Genuss der Zigaretten gleichzeitig mein Gewicht kontrollieren konnte. Nach gut drei Monaten jedoch verfiel ich in alte Muster und begann wieder zu rauchen. Ein Grund war sicherlich, weil ich mir noch nicht im Klaren war, wie ich meine nun in Mangel geratenen Bedürfnisse sonst stillen kann.

    Irgendwann jedoch begann ich zu Joggen und wollte immer weitere Strecken bis hin zum Marathon laufen. Durch die sportliche Aktivität hatte ich nun einen Weg gefunden mein Gewicht zu regulieren, erlebte beim Laufen selbst Entspannung, gehörte nun zur Gruppe der Sportler und meine Laufstrecken durch Feld- und Waldwege waren teilweise sehr abenteuerlich. Als ich meine Leistungsfähigkeit weiter steigern wollte, war die Raucherei eher hinderlich. So fiel es mir schlussendlich leichter mit der alten Gewohnheit zu brechen. Heute genieße ich die Freiheit, da ich mich vor Fernreisen am Flughafen nicht mehr in der Raucherkabine einsperren muss.

    Wie sind Deine Erfahrungen mit eingefahrenen Wegen und Gewohnheiten? Welche möchtet ihr gerne ändern? Schreibt’s in den Kommentar.

    Umgang mit Autoritäten.

    In diesem Blog-Artikel lade ich Dich ein Deinen Umgang mit Autoritäten zu erforschen. Hattest Du jemals traumatisierende Erlebnisse mit Autoritäten? Ist das der Fall dann führe die Übung bitte nur mit professioneller Begleitung durch. Einverstanden?

    Um Dich in das Thema einzustimmen, lade ich Dir meine Geschichte dazu durchzulesen: Transit nach West-Berlin (1986).

    Eigenschaften einer Autorität.

    Wenn Du den Begriff Autorität hörst, welche Gedanken kommen Dir? Was macht eine Autorität aus undmit welchen Eigenschaften würdest Du eine Autorität beschreiben? Vielleicht kommen Dir Gedanken, dass Autoritäten Menschen mit besonderen Fähigkeiten oder besonderem Expertenwissen sind. Oder, dass es Menschen sind, die Verantwortungen tragen oder über besondere Entscheidungsbefugnisse verfügen. Vielleicht sind es die einsamen Cowboys and der Spitze eines hierarchischen Systems oder sie tragen eine besondere Uniform.

    Ich denke Autoritäten lassen sich in die folgenden drei Kategorien einteilen. „Natürlich bestimmt“ so wie Vater und Mutter, „freiwillig bestimmt“ wie der Hausarzt oder mein Partner und schließlich noch „fremd bestimmt“ wie der Polizist der mich an der nächsten Straßenecke kontrolliert.

    Natürlich bestimmtFreiwillig bestimmtFremd bestimmt
    Vater, MutterHausarztNotarzt
    GeschwisterkinderPartnerPolizist
    GroßelternSportlerRichter
    Oma, OpaMusiker Lehrer
    KinderTrainerPfarrer

    An welche Autoritäten denkst Du? Notiere alle die Dir einfallen untereinander auf der linken Seite eines Blattes oder eines Notizblocks.

    Imaginiere die Autoritäten.

    Nimm Dir nun ein wenig Zeit und lasse die einzelnen Personen vor Dein geistiges Auge treten und spüre tief in Dich hinein. Gibt es eine Autorität bei der Du unangenehme Gefühle bekommst? Wenn ja, welche Gefühle sind es und wo spürst Du körperliche Reaktionen? Notiere die unangenehmen Gefühle rechts neben die Autorität.

    Welche Bedürfnisse geraten in den Mangel, wenn Du an diese Autorität denkst. Siehst Du eher die Rolle der Autorität oder eher den Menschen?

    Gibt es eine Autorität bei der Du angenehme Gefühle bekommst? Wenn ja, welche Gefühle sind es und wo genau spürst Du körperliche Reaktionen? Notiere die angenehmen Gefühle rechts neben die Autorität.

    Welche Bedürfnisse sind erfüllt wenn Du an diese Autorität denkst? Siehst Du eher die Rolle der Autorität oder eher den Menschen?

    Weitere Schritte.

    Gibt es Situationen mit den Autoritäten wo Du Dich eher unterwirfst oder rebellierst? Vor welchen Autoritäten hast Du Respekt und vor welchen hast Du Angst?

    Welche Schlussfolgerungen ziehst Du? Woran möchtest Du weiterarbeiten?

    Dieser Artikel ist noch in Bearbeitung 😉